Vermaechtnis der Engel by Carolyn Lucas

Vermaechtnis der Engel by Carolyn Lucas

Autor:Carolyn Lucas [Lucas, Carolyn]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
Herausgeber: Carolyn Lucas
veröffentlicht: 2014-06-16T22:00:00+00:00


Kapitel 14

Aus dem Nichts materialisierte sich ein Pergament. Flammen schlugen aus den Buchstaben, die blutrot leuchteten. Als der Brief zu Boden fiel, erloschen die Flammen. Rauel schüttelte den Kopf. Nur Semjasa legte derart viel Wert auf Dramatik und Symbolik. Wenn er eine Botschaft geheimnisvoll gestalten konnte, tat er das auch. Wahrscheinlich meinte der oberste Edle, dass ihm das den Ruch eines Orakels einbrachte, dessen, der mehr wusste als die einfachen Brüder des Ordens. Rauel mochte derartige Inszenierungen nicht. Seiner Meinung nach musste ein guter Anführer ohne Theatralik auskommen. Nur gut, dass Sarah bereits aufgestanden und zur Arbeit gegangen war. Wie und warum Pergamente in seinem Schlafzimmer erschienen, würde er ihr schlecht erklären können. Sollte Sarah zu früh erfahren, wer er wirklich war, was er wirklich war, würde sie sich sicher zurückziehen. Die Wahrheit würde das minimale Vertrauen, das sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, zum Einsturz bringen wie ein Kartenhaus.

Der Gedanke, Sarah zu verlieren, schmerzte Rauel mehr, als er sich eingestehen mochte. Die letzte Nacht hatte Gefühle in ihm geweckt, die er nie zuvor gekannt hatte und die ihn zutiefst erschreckten. Der Sex war erregend, befriedigend und ließ ihn gleichzeitig nach mehr hungern, womit er jedoch umzugehen wusste. Viel mehr verwunderte ihn das Gefühl von Sorgen und Liebe, das er für Sarah empfand. Als sie eingeschlafen war, hatte er sie betrachtet. Ihre dunkelblonden Haare, schweißfeucht ihre langen Wimpern, die fein geschwungenen Brauen, deren Bögen er mit seinen Fingerspitzen nachgezeichnet hatte. Sarah hatte so entspannt gewirkt, so ruhig, so voller Vertrauen, dass Rauel kurz davor gewesen war, sie zu wecken, um ihr die Wahrheit zu sagen. Vielleicht nicht die ganze Wahrheit, nichts von seinem Auftrag und ihrer Rolle, aber er wollte ihr gestehen, dass er ein Naphal war. Und mehr noch, er wollte ihr anbieten, dass …

Das Pergament raschelte, als spürte es seine ketzerischen Pläne. Mit einem Seufzen hob Rauel es vom Fußboden auf.

Was Semjasa wohl von ihm wünschte? Einen passenderen Zeitpunkt für eine Kontaktaufnahme hätte sich der oberste Edle nicht aussuchen können. Rauel zuckte die Schultern. Vielleicht beruhte sein Widerstand gegen Semjasas Schreiben auf seinem schlechten Gewissen, auf der Besorgnis, wie die letzte Nacht ihn verändern würde. Auch wenn er sich seiner Gefühle nicht vollkommen sicher war, eins war gewiss: Nach der gestrigen Nacht konnte er Sarah nicht einfach benutzen und dann vergessen, so wie Semjasa es vorgeschlagen hatte.

»Es ist uns nicht verboten, uns mit ihnen zu vergnügen«, hatte der oberste Naphal ihm geraten. »Gib deinen Wünschen nach, aber lass nicht zu, dass das Begehren deine Seele erreicht.«

Ein kaltherziger Ratschlag, den möglicherweise einer seiner Brüder befolgen konnte, nicht jedoch Rauel. Er konnte in Sarah unmöglich nur einen Auftrag zu sehen. Je besser er sie kennenlernte, desto mehr Gefühle entwickelte er für sie. Er wollte sie besitzen, er wollte sie beschützen, er wollte sein Leben mit ihr verbringen. Ob es Asael auch so gegangen war?

Nein! Er musste aufhören zu grübeln und stattdessen Pläne schmieden, wie er Sarah vor seinen Brüdern beschützen konnte. Gleichzeitig musste er verhindern, dass sie in die Fänge der Lilithuhim geriet.



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